Krankenhausseelsorge
Krankenhausseelsorge als kirchliche Aufgabe gründet sich zuallererst in Jesu Wort: „Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht“ (Mt.25,36).
Die christliche Gemeinde zählt Krankenbesuche zu ihren ureigensten Aufgaben. Der Evangelische Gemeindeverband Koblenz hat für die Krankenhausseelsorge in vier Koblenzer Krankenhäusern eine Krankenhauspfarrstelle eingerichtet.
Die hauptamtliche Krankenhausseelsorgerin, Pfarrerin Anja Sens-Thalau, erfährt in ihrem Dienst Verstärkung durch Pfarrer i.E. Paul Sörgel sowie einen Kreis ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um Menschen in der besonderen Situation „Krankenhaus“ zu begegnen und zu begleiten.
Da sie nicht im klinikinternen Behandlungsablauf verplant sind, können sie sich viel Zeit nehmen für diejenigen,
– die ihre Krankheit als Lebenskrise erfahren,
– deren Leben bedroht ist,
– die sterben,
– die geheilt werden,
– die Genesung, Krankheit oder Sterben ihrer Angehörigen erleben…
Neben Gesprächen am Krankenbett oder im Dienstzimmer des Pfarrers ereignet sich Seelsorge auch im Gottesdienst, in der Taufe, im Krankenabendmahl, bei Verabschiedungen von Verstorbenen. Diese Feiern schaffen Raum, zur Ruhe zu kommen, sich mit der Situation, dem eigenen Leben und mit Gott auseinander zu setzen. Krankenhausseelsorge wendet sich auch an die Menschen, die im Krankenhaus arbeiten und dabei unter großer Belastung stehen.
Wenn in der seelsorgerlichen Begegnung kostbare Gefühle wie Vertrauen, Geborgenheit und Hoffnung entstehen und spürbar werden, können lange in Vergessenheit geratene Worte und Bilder neu sprechen:
der HERR ist mein Hirte…ich habe dich gerufen, du bist mein…von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag… nicht mein, sondern dein Wille geschehe…
KKM verabschiedet Seelsorger in den Ruhestand
Das Katholische Klinikum Koblenz · Montabaur verabschiedete mit Pfarrer Martin Saurbier und Pfarrer Martin Pietsch gleich zwei beliebte Seelsorger in den wohlverdienten Ruhestand. Im Rahmen einer feierlichen Abschiedsveranstaltung bedankte sich das KKM für ihre langjährige, wertvolle Arbeit in der Dienstgemeinschaft und mit den Patientinnen und Patienten.
Zunächst wurde in der Mutterhauskirche am Marienhof ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert, den die beiden scheidenden Seelsorger gemeinsam mit dem Team der Klinikseelsorge gestalteten. Pfarrer Saurbier und Pfarrer Pietsch lasen aus dem Matthäusevangelium, Kapitel 25, Verse 31 bis 46: „Ich war krank und ihr habt mich besucht“ – ein Vers, der die zentrale Motivation für ihr seelsorgerisches Wirken darstellte. Für sie bedeutete Seelsorge, den Blick auf die Menschen zu richten, sowohl auf die, die in den Betten lagen, als auch auf die, die an den Betten standen – unabhängig davon, ob es sich um Kranke, Angehörige oder Kollegen handelte.
Was sie von anderen Besuchenden unterschied, war nicht, was sie mitbrachten, sondern wer sie waren: ihre Persönlichkeit, ihre Lebenserfahrung, ihre Wärme, ihre Freundlichkeit. In seiner Predigt betonte Pfarrer Saurbier: „Wir kommen mit leeren Händen, aber wir bringen unsere Person, unsere Erfahrung, unseren wachen, aufmerksamen Blick mit – so gut es geht Offenheit, Klarheit, Transparenz.“
Emotional bewegten sich Seelsorger oft zwischen Allmachts- und Ohnmachtsgefühlen, so Pfarrer Pietsch. Sie freuten sich über gute Gespräche und Nachrichten der Besserung, doch Erlebnisse von Leid, Verlust und Trauer gingen auch an ihnen nicht spurlos vorbei. Besonders die Corona-Zeit stellte eine große Belastung dar. Was sie in all dem bestärkte, war ihre Überzeugung: „Dort, wo wir als Seelsorger hingehen, ist Gott bereits da – nicht die Kollegen, sondern ER. Gott ist da, wo Menschen menschlich miteinander umgehen.“
Bei der anschließenden Feier im Raum Irmina richtete Ralf Braun, stellvertretender Direktor für Unternehmenskultur, das Wort an die beiden Seelsorger, die ihm oft wie zweieiige Zwillinge vorkamen: „Oft im Doppelpack, nie verwechselbar, sehr individuell – nicht gleich gekleidet (Messgewand und Talar) –, aber tief verbunden in ihrer Leidenschaft für die Patientinnen und Patienten.“
Zuerst wandte sich Braun an Pfarrer Martin Pietsch, dessen Stelle beim Amtsantritt im Mai 1991 auf den Marienhof und den Kemperhof – also zwei Häuser von zwei unterschiedlichen Trägern – aufgeteilt gewesen war. Er dankte ihm für seinen herzlichen und humorvollen Einsatz – „bei den Evangelischen, die einen Pfarrer haben wollten, bei den Katholischen, die einfach einen Seelsorger brauchten, und bei allen anderen – gleich welcher Konfession oder ohne religiöse Bindung.“ Über 34 Jahre lang war Pfarrer Pietsch eine feste Größe.
Pfarrerin Bettina Rohrbach, Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Gemeindeverbandes Koblenz, knüpfte an und hob seine Verlässlichkeit, Loyalität und stete Präsenz hervor: „Du warst immer da – ein Krankenhauskollege, wie ich ihn mir besser nicht hätte vorstellen können.“
Pfarrer Martin Saurbier begann seinen Dienst am 12. März 2000 im Brüderhaus Koblenz. Er wurde rasch zu einem gefragten Gesprächspartner und geschätzten Gottesdienstleiter. Für ihn war Seelsorge immer ein wesentlicher Beitrag zur Heilung. Herausforderungen wich er nicht aus. Steffen Stutz, Referent für Klinikseelsorge im Bistum Trier, beschrieb ihn als tief empathischen Menschen, der Seelsorge lebte – als Ausdruck seiner geistlichen Haltung. Er sei dort gewesen, wo das Leben schwer war, und habe Menschen mit Wärme, Glauben und Nähe gestärkt. Auch das Team der Intensivstationen erinnerte sich: „Du warst für uns die gute Seele. Du warst immer da.“ In Krisenzeiten – wie während der Corona-Pandemie – ebenso wie in freudigen Momenten, etwa bei Eheschließungen oder Taufen.
Für eine heitere Note zwischen den vielen bewegenden Worten sorgte das Team der Seelsorge mit einer spielerischen Buchstabenbeschreibung: M wie mutig, A wie aufmerksam, R wie redegewandt, T wie treu, I wie interessiert, N wie neugierig. Doch sieben Buchstaben reichten nicht aus, um die beiden Martins in ihrer Tiefe zu beschreiben.
Weitere Redner würdigten ihren Einsatz. Pfarrer Stefan Schramm von der AG Krankenhausseelsorge sagte: „Pfr. Saurbier und Pfr. Pietsch haben unsere Gemeinschaft der Seelsorgenden geprägt und gezeigt, wie bereichernd ökumenische Seelsorge ist – konfessions-, einrichtungs- und trägerübergreifend. Wenn man im Dunklen unterwegs ist, hilft es, wenn jemand ein Licht bringt. Ihr habt Licht an dunkle Orte gebracht.“
Pfarrer Paul Sörgel, ebenfalls Seelsorger am KKM und Sprecher der Ökumenischen Rufbereitschaft Koblenz, fand zum Abschluss der Ansprachen passende Worte: „Wer mit Martin oder mit Martin zusammen sein durfte, war nie allein. Dafür danken wir euch von Herzen.“
Sichtlich gerührt lauschten die beiden Pfarrer den wertschätzenden Worten. Der offizielle Teil der Feier endete mit einem eigens umgedichteten Lied zur bekannten Melodie von „St. Martin“. Danach lauschte die Festgemeinde den Zukunftsplänen der beiden Ruheständler – und stellte sich schließlich in einer langen Reihe an, um sich persönlich zu verabschieden.
So schloss sich der Kreis aus Dankbarkeit, Nächstenliebe und Vertrauen – denn: „Gott ist da, wo Menschen menschlich miteinander umgehen.“
Quelle: Katholisches Klinikum Koblenz-Montabaur